Die Lockjagd ist zweifellos eine der spannendsten Jagdarten überhaupt. Sich mit den scharfen Sinnen des Wildes zu messen und diese zu überlisten, ist wahrlich eine Königsdisziplin, die leider viele Jäger noch nicht für sich entdeckt haben. Gerade die Tatsache, dass man Wild mit allen Sinnen ansprechen kann, also akustisch, visuell und auch olfaktorisch, macht die Lockjagd so einzigartig. Aber welche Möglichkeiten gibt es, die Jagd durch die "Kunst des Täuschens" auszuüben? Und auf welche Wildart passt welche Lockmethode?
Die Reizjagd auf Raubwild
Die Gruppe des heimischen Raubwildes besteht aus den bejagbaren Arten Fuchs, Dachs, Stein- und Baummarder sowie Waschbär, Marderhund und einigen kleineren Vertretern der Familie der Marder. Diese können sowohl durch Lautäußerungen potentieller Beutetiere wie die Hasen- oder Kaninchenklage, den Vogelangstruf oder das Mausfiepen als auch durch arteigene Laute, wie das Bellen des Fuchses oder das melancholische Trällern von Waschbärwelpen, angelockt werden. Dabei kommt es auf den richtigen Ton zur richtigen Zeit an. Ich kann jedem, der sich der Reizjagd widmen möchte, empfehlen, sich ein Seminar bei einem der führenden Lockjagdexperten anzuhören und so das nötige Wissen zu erlangen. Besonders wichtig bei der Reizjagd sind der Wind und das Wissen, dass Raubwild Geräuschquellen gerne umschlägt und dann gegen den Wind anwechselt. Kombiniert werden kann die Reizjagd durch optische Impulse. Sich drehende und dabei flatternde Felllappen oder ein altes Präparat, entweder das eines Artgenossen oder eines Beutetieres, unterstützen die akustischen Reize noch und lenken darüber hinaus von der Geräuschquelle, also vom Jäger, ab.
Reh- und Hirschbrunft
Für viele Jäger ist die Hirschbrunft die spannendste Zeit des Jagdjahres, aber nur die wenigsten locken aktiv zu dieser Zeit. Auch beim Rehwild wird viel über die Blattjagd geredet, ausgeübt wird sie von den wenigsten und wenn, dann eher ein bisschen nach dem Motto "Ich versuche einfach mal ein paar Töne, vielleicht passiert ja was". Meist werden Rot- und Rehwild dabei eher verprellt, als dass der Jäger zum Jagderfolg kommt. Ein spannender Fakt ist, dass man den roten Bock mit den Lautäußerungen der Ricke anlockt, während beim Rotwild der männliche Kontrahent simuliert wird (beim Elch geht übrigens beides). Auch hier empfehle ich jedem, der sich für die Lockjagd der Brunft interessiert, sich in das Thema einzulesen bzw. Seminare bei den Profis zu besuchen. Auch das Sikawild, welches vereinzelt in Deutschland vorkommt, kann sehr gut gelockt werden und die Hirsche stehen teilweise sehr aggressiv auf Brunftlaute eines vermeintlichen Kontrahenten zu.
Fangjagd: Auch eine Art der Lockjagd
Anders als bei den vorher erwähnten Varianten der Lockjagd befasst sich die Fangjagd mit olfaktorischen Reizen. Es gilt, das Wild durch unwiderstehliche Gerüche erst in die Richtung und dann in die Falle zu locken. In der Regel handelt es sich hier um Gerüche von Nahrung, die bewirken, dass das zu fangende Wild herangelockt wird, die Falle inspiziert und sich auf der Suche nach Essbarem fängt. Hier können Fleischköder genauso verwendet werden wie Eier, Trockenobst oder Fisch (unbedingt die Landesjagdgesetze beachten), am Markt gibt es aber auch spezielle Pasten wie zum Beispiel den "Wildmagneten", der universell einsetzbar ist und sehr gute Fangerfolge verspricht.
Gänse, Krähen und Tauben
Bei der Jagd auf Gänse, Krähen und Tauben kommen sogenannte "Lockbilder" zum Einsatz. Dies sind Attrappen der Vögel, die bejagt bzw. angelockt werden sollen. Wie diese aufgestellt werden und was dabei zu beachten ist, entscheidet maßgeblich über den Jagderfolg. Während Tauben argwöhnisch werden, wenn die Attrappen nicht gleichmäßig gegen den Wind ausgerichtet sind, stehen Krähen leichter zu, wenn man das Lockbild durch ein paar Elstern oder eine McDonald´s Tüte auflockert und so natürlich wie möglich gestaltet. Bei allen Lockjagdarten gilt, dass Übung den Meister macht, fundiertes Grundwissen schadet aber nicht, bevor man zum ersten Mal raus ins Revier geht, um zu locken.