Die Nachtjagd, in der Regel 1 ½ Stunden nach Sonnenuntergang bis 1 ½ Stunden vor Sonnenaufgang, war noch vor einigen Jahren auf die Zeiten um den Vollmond oder bei guter Schneelage begrenzt. Dass in Deutschland beides zusammenkam, war sehr selten und meistens konnte man maximal ein- bis zweimal im Jahr auf Schnee bei Vollmond hoffen. Gesetzlich geregelt war, dass die Nachtjagd auf Schwarz- und Raubwild erlaubt, auf alle anderen Wildarten aber verboten war, was durch die Ausnahme der Rotwildjagd in einigen Bundesländern inzwischen etwas aufgeweicht wurde. Durch die rasante Weiterentwicklung von Nachtsichttechniken, seien es Nachtsichtgeräte mit Restlichtverstärkern oder Infrarot-Aufhellern oder Wärmebildgeräte, ist heute eine fast ganzjährige Nachtjagd möglich. Die Nachtjagd bringt hierbei einige nicht zu unterschätzende Vorteile, allerdings auch ein paar Gefahren mit sich, die gut abgewogen werden müssen.
Nachtsichtgerät oder Wärmebildgerät für die Nachtjagd?
Bei Nachtsichtgeräten wird das restliche vorhandene Licht gebündelt, verstärkt und dann digital dargestellt. Unterstützen kann man die Bildqualität durch IR-Strahler, die aber teilweise vom Wild wahrgenommen werden. Wärmebildgeräte dagegen „messen“ die Temperatur und erstellen daraus ein digitales Bild. Beide Möglichkeiten bei der Nachtjagd, in die Nacht zu schauen, haben ihre Vor- und Nachteile. Das Erfassen größerer Flächen und weiterer Entfernung ist mit der Wärmebildkamera in der Regel besser und schneller möglich. Nachtsichtgeräte hingegen haben den Vorteil, dass man im Weg befindliche Gegenstände wie Schilf, Büsche oder Äste gut erkennen kann, was sich mit Wärmebildtechnik schwieriger gestaltet. Ein Wärmegerät zum Spotten und ein Nachtsichtgerät für das Zielfernrohr ist eine gute Kombination für eine erfolgreiche Nachtjagd. Vorsatzgeräte sollten kontrollgeschossen werden, bei Nachsatzgeräten (nur bei Nachtsichtgeräten möglich) ist das nicht zwingend notwendig, gibt aber auch hier die nötige Sicherheit.
Das Ansprechen von Wild bei der Nachtjagd
Ein sicherlich unbestreitbarer Vorteil der Nachttechniken ist es, deutlich sauberer ansprechen zu können als „nur“ bei Vollmond. Besonders die Nachtjagd auf Sauen, die früher nachts nur als große, schwarze Klumpen im Zielfernrohr wahrgenommen wurden, hat sich verändert. Sauen können heutzutage auch bei Nacht sicher angesprochen werden. Mit Wärmebildgeräten können sogar die angesaugten Leisten der Bachen und Überläuferbachen klar erkannt und führende Stücke identifiziert werden. Auch bei Raubwild können Fuchs, Dachs, Marderhund und Waschbär zweifelsfrei auseinandergehalten werden, was bei abweichenden Jagdzeiten sehr wichtig ist.
Tipps und Hinweise für die Nachtjagd
Aber muss man nun jede Nacht ansitzen und jagen, nur weil es technisch möglich ist? Sicher, wer Wildschaden vermeiden muss, der sollte die Gelegenheit nutzen und sich durch Nachtsicht einen Vorteil verschaffen. Generell aber braucht unser Wild auch Ruhe und keine Dauerbefeuerung, weshalb es durchaus angebracht ist, trotz der technischen Möglichkeiten, die Nachtjagd nur auf die Zeiten rund um den Vollmond zu legen (hier dann gerne auch mit Jagdtechnik) und dem Wild in den übrigen Nächten Ruhe zu gönnen. Dies ist besonders dort wichtig, wo Rotwild nachts bejagt werden darf, aber auch Sauen reagieren auf eine dauerhafte Nachtjagd mit Abwanderung.
Was sollte bei der Nachtjagd beachtet werden?
Nachtsichtgeräte sind, richtig eingesetzt, eine gute Möglichkeit, waidgerechter und gezielter zu jagen und so am Ende mehr Beute zu machen. Allerdings sollte sich jeder Jäger auch darüber bewusst sein, dass es, obwohl technisch möglich, nicht sinnvoll ist, jeden Abend und jede Nacht alle technischen Möglichkeiten für die Nachtjagd voll auszuschöpfen, sondern unserem Wild auch längere Ruhephasen zu gewähren.