Für viele ist der Beginn der Drückjagdsaison der Höhepunkt des Jagdjahres. Die alten Hasen, die schon seit etlichen Jahren jeden Spätherbst an mehreren Drückjagden teilnehmen, wissen, was sie einpacken müssen, um einen Tag auf dem Drückjagdstand erfolgreich und zufriedenstellend, aber auch gemütlich und komfortabel zu machen. Aber die Jungjäger, welche zum ersten Mal auf einer Drückjagd eingeladen sind, stehen vor der Qual der Wahl, was sie einpacken sollen. Welche Jagdausrüstung ist also unbedingt nötig, was ist „nice to have“ und was ist unnötiger Ballast? Schmal ist der Grat zwischen spartanisch und überladen.
Welche Waffe für die Drückjagd?
Dass eine Drückjagd ohne Waffe für den Jäger völlig sinnbefreit ist, dürfte jedem klar sein. Jeder Jäger hat jedoch seine persönliche Vorliebe für Waffenmodell und Kaliber, so dass es hier kein Richtig oder Falsch gibt. Die Drückjagdwaffe sollte eine gut ausbalancierte, führige Waffe sein. Sie muss dem Jäger einfach liegen, er muss sich mit ihr wohlfühlen. Die Schaftlänge muss sich an der Körpergröße und Armlänge des Schützen orientieren. Aber Vorsicht: Drückjagden finden in der Regel bei kaltem Wetter statt, so dass der Jäger sicher mehrere Schichten Kleidung inklusive Warnweste trägt. Ein bis zwei Zentimeter Stoff zwischen Schulter und Hinterschaft können den Anschlag durchaus verändern. Zur Vorbereitung auf die Drückjagdsaison empfiehlt sich daher, auch mal „in voller Montur“ auf den Schießstand zu gehen und den Anschlag zu trainieren. Ob Repetierer, Doppelbüchse oder Halbautomat zum Einsatz kommen, ist jedem selbst überlassen.
Welches Kaliber für die Drückjagd?
Was das Kaliber angeht, ist alles, was das Gesetz erlaubt, theoretisch auch anwendbar. Allerdings zeigt die Erfahrung, dass der Treffersitz bei Drückjagden nie so präzise ist wie bei Ansitzjagden, was natürlich der Tatsache geschuldet ist, dass hier auf sich bewegende Ziele geschossen wird. Daher ist es ratsam, ein Kaliber zu verwenden, das auch bei nicht optimalem Treffersitz noch genug Energiereserven besitzt, tödlich zu wirken. Gerade bei starken Keilern oder schwerem Rotwild ist dies unerlässlich. Kaliber im 8-mm-Bereich bis hin zu den 9ern inklusive der .375H&H sind sicher eine gute Wahl. Auch die relativ neue .450 Bushmaster ist eine gute, wenn auch laute Option. Wichtiger als das Kaliber ist die Geschosslaborierung – hier sollte man den Büchsenmacher seines Vertrauens konsultieren und sich beraten lassen. Wichtig ist, genug Munition mitzunehmen, also nicht nur ein volles Magazin, sondern auch eine weitere Packung im Rucksack.
Passende Optik für die Drückjagd
Die Wahl der passenden Optik ist da schwieriger. Manchmal steht man im offenen Hochwald und kann 300 Meter weit schauen, manchmal ist eine 3 m breite Rückegasse das einzige Sicht- und Schussfeld. Optimal ist es, wenn man sowohl ein Zielfernrohr mit kleiner, aber variabler Vergrößerung (1-6 oder 2-10) als auch ein Rotpunktvisier dabei hat und wahlweise wechseln bzw. montieren kann. So ist man für alle Situationen gerüstet und kann je nach Stand und Sichtfeld seine Optik anpassen.
Bekleidung für eine sichere Drückjagd
Gleich vorweg: Ein orangenes Hutband als einziges Stück Signalkleidung reicht nicht aus. Je besser man als Schütze von seinen Nachbarschützen gesehen wird, desto sicherer ist man. Das heißt: Viel Orange hilft viel. Die Kopfbedeckung sollte orange sein oder orangenfarbene Elemente enthalten, die Oberbekleidung ebenso. Ob eine extra orangene Jacke oder eine Signalweste über der normalen Jacke getragen wird, ist eigentlich egal. Wichtig ist, dass auch die Jagdhose warnende Farbelemente enthält, denn oft hängen Äste so im Sichtfeld zum Nachbarn, dass man den Oberkörper des Nebenjägers gar nicht sieht.
Sitzstock und Sitzkissen
Auf den meisten Drückjagden werden die Jäger auf eigens aufgestellten Drückjagdböcken angestellt. Gerade bei langen Treiben ist es schön, wenn man sich auch mal ein paar Minuten hinsetzen und den Rücken entlasten kann. Ein Sitzstock (auch bestens bei Drückjagdplätzen am Boden geeignet) oder ein Sitzkissen sind wirklich sinnvolle Accessoires. Im Zweifel kann man vor der Jagd den Jagdleiter anrufen oder anschreiben und ihn nach den Gegebenheiten des eigenen Anstellplatzes fragen.
Von Mobiltelefon bis Erste-Hilfe-Set
Allein schon aus Notrufgründen sollte man bei der Jagd generell immer sein Mobiltelefon aufgeladen dabeihaben. Aber Vorsicht – wer während der Jagd zu viel chattet, googelt oder Spiele spielt, wird viele Gelegenheiten auf einen Schuss verpassen. Also Handy haben ja, benutzen aber wirklich nur im Notfall. Ebenfalls sollten im Rucksack ein kleines Erste-Hilfe-Set sowie eine Flasche Wasser nicht fehlen.
Bei fast allen Drückjagden bekommt man eine Standkarte ausgehändigt, in der die Sichtungen und Schüsse eingetragen werden. Einen eigenen Kugelschreiber einzupacken, schadet sicher nicht. Bei sehr kalten Wetterlagen kann ein Taschenwärmer wertvolle Dienste leisten, bei normalem Wetter kann man diesen aber auch getrost zu Hause lassen.
Eher Ballast als Hilfe ist ein Fernglas. In den seltensten Fällen hat man die Zeit, dieses überhaupt zu benutzen, ansprechen kann man ebenso gut durchs Zielfernrohr. Und wer offen oder mit Leuchtpunktvisier schießt, dem kommt das Wild nah genug, um es ohne Fernglas anzusprechen. Dass der Jäger zu jeder Jagd ein Messer dabei hat, muss kaum extra erwähnt werden. Anschussbänder werden fast immer vom Jagdleiter gestellt, müssen also nicht extra beschafft und mitgebracht werden. So gerüstet wird die Drückjagd sicher ein Erfolg – sofern Wild in Anblick kommt.